Titelseite von "Mücken und Elefanten"

1992

Gesichter auf den Titelseiten

Gesichter auf den Titelseiten:
Schlagzeilenschädel mit Schlitzohren,
Aufmacher, Zumacher, Fettdruckfressen, Schrumpfköpfe.
Landkarten der Hölle zwischen Haaransatz und Kinn.
Ferdinand Marcos, fortgejagter Folterphilippine,
Hätschelhündchen Amerikas, vollgestopft und putschmunter,
faltenlose Mörderfratze,
geformt aus der Scheiße der Schöpfung.
Wer kennt die Zahl der interkontinentalen Beine
dieser Spinne? Wer die Zahl solcher Spinnen?
Der deutsche Oberstleutnant auf dem nächsten Bild bestimmt nicht.
Staatsbesuch, Leningrad,
ein Kranz für seinen unbekannten Kollegen.
Was geht vor unter diesem lächerlichen Käppi,
hinter dieser mürrischen Stirn mit den Kanzlerfalten,
diesen einmaligen, die senkrecht UND waagerecht verlaufen
(wie muß man eigentlich denken,
um solche Falten zu kriegen?)?
Denkt er: Vergebt mir?
Oder: Bis zum nächsten Mal auf dem Roten Platz?
Erschüttert hält ein Ministerpräsident
seine hängenden Betroffenheitsbacken ins Bild.
Erschüttert worüber? Egal.
Was hat der Golfkrieg mit Bernhard Langer zu tun?
Oder die olympische Idee mit Südkorea?
Na eben. Na und?
Gesichter auf den Titelseiten:
Längst kennt man seine Pappenheimer,
Morgen für Morgen kriechen sie durch den Bildschirmtext
mit ihrem Leichenbittermundgeruch.
Manchmal hängt meine Tageszeitung im Briefschlitz
wie in einer Guillotine.

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