Cover des Buches "Heimatfront"

1997

Du oder du

Oft ist es nur ein Lufthauch,
federleicht vorbeigeweht.
Du drehst dich um und atmest ein,
wie sie vorübergeht.
Dich schwindelt und du hälst dich fest
am Supermarktregal,
nimmst fünfzehn Kilo Popcorn mit
und zahlst beim nächsten Mal.

Oft ist es nur ein Zwischenfall
in der Fußgängerzone:
Ihr bückt euch beide gleichzeitig
nach einer Cognacbohne,
du läßt ihr stumm den Vortritt,
du bist süchtig, infiziert,
und träumst, daß sie dein lichtes Haar
ein Leben lang frisiert.

Du oder du oder du.
Wohin mit mir? Es hagelt Angebote immerzu!
Du oder du oder du.
Ich kann micht nicht zerteilen,
ins Zölibat enteilen,
ich will bei dir verweilen,
doch ich finde keine Ruh':
Du oder du oder du ...
... oder du?

Ein unstillbarer Höllendurst
inmitten von Oasen.
Ein plumper Zirkuselefant,
umringt von teuren Vasen.
Ein schwarzes Schaf im Wolfspelz,
wild entschlossen zu verwildern.
Die Klagemauer vollgehängt
mit unsittlichen Bildern.

Bin ich ganz Ich, betrüg ich dich.
Betrüg ich nicht, betrüg ich mich.
Es ist so himmlisch fürchterlich:
So oder so laß ich ein Herz im Stich.

Du oder du oder du.
Wohin mit mir? Es hagelt Angebote immerzu!
Du oder du oder du.
Ich kann mich nicht entscheiden
zwischen zwanzig und euch beiden,
das schönste aller Leiden,
und ich finde keine Ruh':
Du oder du oder du.

Du oder du oder du.
Wohin mit mir? Es hagelt Angebote immerzu!
Du oder du oder du.
Ein Ritter voller Wunden,
Mann für gewisse Stunde,
und nicht mal für Sekunden kriegt die
liebe Seele Ruh':
Du
oder du
oder du ...

... oder du?

Copyright & Datenschutz Heinz Rudolf Kunze Top