Cover des Buches "Deutsche Wertarbeit"

1984

Das große geheimnisvolle Ballgefühl

Wann sagt endlich jemand verzückt wie ein Sportreporter über mich: DAS KANN MAN NICHT LERNEN – DAS HAT MAN!
Ich bin auf der Suche nach dem Großen Geheimnisvollen Ballgefühl. Defekte Autocassettenrecorder, die ständig von Heavy Rock zu Soft Rock springen und zurück, sind nichts gegen meinen Wankelmut: ENTWEDER am späten Vormittag mit bleischwerem Kopf in mittelprächtigen Hotels die viel zu kleinen Frühstückskaffeekännchen auswringen (und neben einem dunkelhäutige Gutgekleidete, die etwas sprechen, was arabisch klingt,
viel Öl um einen Tisch, aber wahrscheinlich heißen sie bloß Livio, Mazzola und so weiter, machen in Speiseöl
und sprechen Italienisch mit Hasenscharten und Mandelentzündung) und dann immer wieder die Autobahn,
Militärkolonnen, Manöver 81, SCHARFE KLINGE,
in Bonn ist man ratlos,
die Staatssekretäre spritzen durchs Kanzleramt,
Helmut Schmidt hat einen Einberufungsbefehl bekommen,
er sitzt am Schreibtisch und heult,
der Verteidigungsminister steht vor ihm, achselzuckend,
und beteuert, daß er da auch nichts machen kann,
ODER – nein doch nicht.
Neinnein, ich bleibe am Ball,
Abschiede in Fahrstühlen, Gaskammertherapie in den Clubs,
urgemütlich!, ich bleibe am Ball, und irgendwann kriegt dann der plötzlich greifbar gewordene Gegner einen beinharten Return, ich lasse die ganze Abwehr stehen, schlenze das runde Ding knapp übers Netz, suche mir am Elfmeterpunkt die Ecke aus, überloppe den Wimbledeonsieger und bezwinge den Torwart mit einer Bogenlampe, die ihm beim Nachschauen das Rückgrat bricht.
Was ich dann LANGFRISTIG mache, Bundestrainer, Bundeskanzler, Bundesbahnbeamter, weiß ich nocht nicht,
ich wollte ja nur lernen, was man nicht lernen kann.

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