Purple Schulz und Heinz Rudolf Kunze

2008

Leise Töne für den guten Zweck

Dass sich Rockmusiker in den Dienst einer guten Sache stellen, ist ein schönes Beispiel für gelebte Solidarität, für die sinnvolle Nutzung von Popularität jenseits des Starrummels. Das haben am Dienstag, 9. Dezember, Heinz Rudolf Kunze und Purple Schulz in der Göttinger Stadthalle vorgeführt.

„Gemeinsame Sache“ heißt das Programm von Heinz Rudolf Kunze und Purple Schulz. Ein doppeldeutiger Titel, denn nicht nur sind die beiden Musiker zusammen unterwegs. Gemeinsame Sache macht auch das zahlende Publikum: Der Erlös des Konzerts kommt dem „Deutschen Zentrum für Multiple Sklerose im Kindes- und Jugendalter“ zugute. Daher ist der musikalische Teil umrahmt von einem Film über die tückische Krankheit sowie Gruß- und Dankesworten, unter anderem vom niedersächsischen Wissenschaftsminister Lutz Stratmann, der Ministerpräsident Wulff vertritt. Dann verschwindet die Leinwand und gibt den Blick auf die Bühne frei. Vier Stühle, ein Keyboard, sieben Gitarren, zwei Grünpflanzen als einziger Schmuck – die reduzierte Optik passt zur Musik, denn Schulz und Kunze schlagen heute leise Töne an. Die erste Hälfte des Konzerts gehört Purple Schulz. Unterstützt vom Gitarristen Josef Piek spielt er den ersten Song am Piano: „Bis ans Ende der Welt“. Zu „Nur mit dir“ kommt als weiterer Mitstreiter Wolfgang Stute am Cajon hinzu, Kunze kommt erst später und hält sich erstmal zurück. Neben dem Applaus für die Lieder in den gefühlvollen, akustischen Versionen erntet Schulz auch Gelächter: für eine wirklich witzige Xavier Naidoo-Parodie und freundschaftlich frotzelnde Spitzen. Dennoch: Für Heinz Rudolf Kunze klatschen die Hände heftiger. Die zweite Hälfte steht im Zeichen seiner Lieder; und während Purple Schulz in manchmal süßlichen Popgefilden schippert, hört man in Kunzes Songs auch die Wurzeln des Rock – Blues, Country, Rock n’ Roll. Hervorheben muss man Wolfgang Stute, der neben seinem Percussion-Job auch immer wieder zur Gitarre greift. Die nutzt er nicht nur für solistische Akzente, er ist auch maßgeblich daran beteiligt, dass „Aller Herren Länder“ wie angekündigt zur „perkussiven Orgie“ wird. Beeindruckend. Schade ist nur eines: Dass die miese Akustik in der Stadthalle den Genuss schmälert. Gerade die leisen Versionen der Lieder entlarven die schlechten Bedingungen; vom oft vierstimmigen Gesang bleibt nur dumpf hallender Brei, die gerade bei diesen Künstlern für das Gesamtwerk wichtigen Texte bleiben zu oft schwer verständlich. Trotzdem gibt es begeisterte Standing Ovations.

Göttinger Tageblatt, Helge Dickau, 11. Dezember 2008

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