Heinz Rudolf Kunze lehrt in Osnabrück

2007

Studieren beim Popstar

"Lyrics" bei Heinz Rudolf Kunze – Popstar lehrt an Fachhochschule Osnabrück Songs schreiben – "Mehr Oasen in der Text-Sahara"

Studieren beim Popstar – für angehende Musiker dürfte das ein idealer Start in die Karriere sein. Nur: Dozenten mit praktischer Erfahrung sind an den Hochschulen noch der Einzelfall. "Wenn jemand mit einbezogen wird, der das Geschäft seit 26 Jahren kennt, kann das nur gut sein", zeigt sich jedenfalls Heinz Rudolf Kunze von seinem künftigen Job überzeugt. Der als Rockpoet geltende Kunze wird ab dem Wintersemester Dozent an der Fachhochschule Osnabrück. Im neuen Studiengang Popularmusik wird der ehemalige Osnabrücker das Fach "Lyrics", also das Texten, unterrichten.

"Gute Texte sind in jeder Sprache in einer radikalen Minderheit", ist Kunze überzeugt. Bei seinen Studenten wolle er deshalb eine hohe Textsensibilität und textliche Eigenständigkeit vermitteln. Die Nachwuchsmusiker sollten keine abgegriffenen Worte verwenden und in ihren Texten keine Klischees bedienen. Bei deutschen Texten habe sich aufgrund von Rap und Hiphop ein bisschen was getan. Aber es sei "nach wie vor eine Sahara des Schrecklichen", und es sollte mehr Oasen geben, bewertet zumindest der 50-Jährige die Situation.

Der neue Studiengang Popularmusik führt Kunze nun als Dozenten. Eine Dichterschule wolle er aber keinesfalls betreiben, sagt der Musiker. Dennoch sollte ein guter Liedtext schon den Ansprüchen an einen guten Lyriktext genügen. Der studierte Germanist will zunächst die Historie der "Lyrics" vermitteln und die Fähigkeiten seiner Studenten kennenlernen. Die sollten aber Talent mitbringen, sagt Kunze, denn "Talent lässt sich nicht lehren".

Das Institut für Musik an der Fachhochschule Osnabrück sieht sich mit der Ausrichtung auf Popularmusik als Vorreiter. Dabei werden nicht nur künstlerische, sondern auch pädagogische Inhalte vermittelt. Die Absolventen des achtsemestrigen Studiengangs sollen sich unternehmerisch am Markt behaupten können, sie sollen aber auch als Musiklehrer tätig werden können. Noch gebe es keine Hochschulen, die das pädagogisch vermittelten, sagt Institutsleiter Michael Schmoll. "Bislang werden aktive Musiker ausgebildet. Aber hier werden auch pädagogische Qualifikationen erlernt, um das Wissen weiter zu vermitteln", erläutert der Dozent.

Der Markt sei groß: Die Fachhochschule unterhalte Verbindungen zu den Landesverbänden der Musikschulen, die sehr interessiert seien. Durch Castingshows wie "Deutschland sucht den Superstar" habe das Interesse von Schülern an Gesang – auch an klassischem Gesang – zugenommen. "Jetzt fehlen aber die Pädagogen", sagt Schmoll. Der neue Studiengang habe bereits große Resonanz bei potenziellen Studenten gefunden.

Die fühlten sich hier genau richtig aufgehoben, betont der Institutsleiter. Die wüssten auch: "Eine Musikkarriere, von der man gut leben kann, machen von 1000 Leuten vielleicht zehn." Einen Widerspruch zwischen Wissenschaft und Unterhaltung sieht er nicht. "Fakt ist doch: Wer wirklich erfolgreich ist in diesem Bereich, hat auch wirklich was drauf." Deshalb wolle das Institut weitere bekannte Musiker einladen.

Die Beziehung von Wissenschaft und Praxis will auch Kunze fördern. In der Vergangenheit hielt er bereits Vorlesungen an der Musikhochschule Hannover und an der Pop-Akademie Mannheim. Als Dozenten seien auch bekannte Musiker wie Edo Zanki, Pe Werner, Klaus Doldinger, Ulla Meinecke oder Xavier Naidoo aufgetreten.

Osnabrück ist für Kunze so etwas wie ein Heimspiel. Am Institut für Musik unterrichten unter anderen sein erster Schlagzeuger Joachim Luhrmann sowie der Schlagzeuger Wolf Simon, der unter anderem für Klaus Lage gespielt hat. Kunze ist zudem in Osnabrück aufgewachsen und hat dort lange Zeit gelebt. Für Konzerte komme er noch immer regelmäßig dorthin, wo er sich noch immer "mit verbundenen Augen" auskenne.

Schweriner Volkszeitung via ddp, Michael Westrup, 16. September 2007

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