Heinz Rudolf Kunze

2005

Der Rockpoet als Liedermacher

Borna. Vorgestern Abend machte Heinz Rudolf Kunze im Stadtkulturhaus mit seiner musikalischen Lesung Bockwurst und Schadenfreude Halt. Kunze ist in der deutschen Rock- und Liedermacherszene eine große Nummer. In Borna zog er immerhin knapp 200 Besucher an. Deren Erwartungen waren hoch.

"Er hat gute Texte, egal ob in seinen Songs oder in seinen Büchern", sagte Thomas Lauchstedt. Der war mit seiner Mutter Ute Lauchstedt gekommen. Sie kennt viele Lieder des in der Nähe von Hannover lebenden Rockpoeten. "Bei ihm muss man zuhören können, was man heute nicht bei allen Künstlern behaupten kann", so die Lehrerin vom Bornaer Teichgymnasium.

Kunze ist routiniert, was "Dienstreisen" betrifft. Drei Tourneen legte er allein in diesem Jahr hin, erzählte er der LVZ. Daneben Autoren-Lesungen in allen erdenklichen "großen und kleinen Städten" mit seinem neuen Buch Artgerechte Haltung. Wie Bornas Kulturmanagerin Gabriele Schitke erklärte, musste das Programm in diesem Jahr bereits zweimal wegen kurzfristigen Tourneeterminen verschoben werden. Kunze: "Ich habe seit Januar drei Tourneen absolviert. Alles nebenher musste auch in anderen Städten hinten an gestellt werden." Seine Arbeit indes verlaufe wie ein "Pendelschlag".

"Dieses Jahr war ich zumeist auf der Bühne, nächstes Jahr wird wieder ein Schreibtischjahr." Soll heißen, dass er sich zurückzieht und neue Gedanken aufschreibt.

"Bitte nicht während der Lesung fotografieren", bat Kunze vor seinem Auftritt. Da habe er seine dick gerahmte schwarze Brille nicht auf. Eitelkeit oder reines Image-Denken? Nötig hatte er es nicht. Kaum hatte er die Bühne betreten, gab es bereits großen Applaus. Zuerst las er eine halbe Stunde aus einer Mappe voller Texte. "Bockwurst und Schadenfreude", das ist Wortakrobatik, eine Mischung aus kabarettartigen Spitzen gegen Politiker, Gedanken für und gegen Frauen, Hass gegen sich selbst, vor allem aber gegen das "Konzentrationsmangellager Deutschland - gut abgegrenzt mit Maschendraht".

Musik gab es auch. Aber keine seiner bekannten Erfolgstitel wie etwa das schlagerverdächtige Dein ist mein ganzes Herz. Im Gegenteil. Das bluesige Ende mit dir, Das Ultimatum und Die Wahrheit vom letzten Hemd beinhalteten Texte, bei denen das Publikum wie bei der Lesung genau hin hörte. Die Songs spielt Kunze in diesem Programm ausschließlich mit seinem Gitarristen und Manager Wolfgang Stute, der seine Brötchen zudem in zwei eigenen Bands mit Flamenco und Lateinamerikanischer Musik verdient. Sein brillantes Können blitzte kurz in den Gitarrenstücken jeweils zu Beginn der ersten und zweiten Hälfte des Programms auf.

Besucherin Ute Lauchstedt zog ein kurzes Resümee: "Im Vergleich zu seinen Liedtexten entpuppt er sich mit seinen Büchern als kleiner Zyniker."

Peter Krischunas, Leipziger Volkszeitung, Dezember 2005

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