Heinz Rudolf Kunze 2003

2003

Sänger Kunze: Echte Talente lassen sich in TV-Show nicht finden

Angesichts der Musical-Produktion Ein Sommernachtstraum mit Texten von Heinz Rudolf Kunze fragte die Deutsche Presseagentur (dpa) den Sänger und Songschreiber aus Wedemark bei Hannover nach aktuellen Entwicklungen in der Musikbranche und nach persönlichen Zielen. Das Shakespeare-Musical wird für die Herrenhäuser Festwochen in Hannover im Sommer produziert und soll von 2004 an auch auf Tournee gehen.

Frage: Was halten Sie von der Suche nach einem Popstar in Fernseh-Wettbewerben wie der RTL-Show "Deutschland sucht den Superstar"?

Kunze: Es gab immer in der Popgeschichte Versuche, Dinge künstlich zu erschaffen. Dieser Traum in der Musikindustrie, dass sie Künstler klonen können, ist uralt. Leute fernzusteuern wie Marionetten, das ist nicht Neues. Da muss man sich aber nicht zu viele Sorgen machen, es geht da nicht um die Zukunft der Musik. Ich kann die ganze Suche nicht verstehen, es gibt doch mich.

Frage: Glauben Sie, dass mit diesen Shows echte musikalische Talente gefunden werden können?

Kunze: Richtige Genies kann man auf diese Weise nicht bekommen – vielleicht Popstars, die man kurzfristig benutzen kann. Aber wirkliche Talente lassen sich so nicht finden. Ich wünsche diesem Alexander (Sieger in der RTL-Show "Deutschland sucht den Superstar"), oder wie der heißt, alles Gute und ich hoffe, dass er nicht nur ausgewrungen wird wie ein nasses Handtuch und nach einer Single weggeworfen wird. Das wäre menschlich einfach unanständig.

Frage: Sie haben bereits Musicals wie Les Miserables und Miss Saigon ins Deutsche übersetzt und nun für eine Produktion in Hannover ganz eigene Texte für Shakespeares Sommernachtstraum geschrieben. Wird die Musical-Arbeit einen immer größeren Stellenwert einnehmen neben ihren eigenen Platten?

Kunze: Hauptsächlich mach' ich meine eigene Musik. Das wird auch so bleiben. Wenn sich dann Zeitfenster und Lücken ergeben, in denen ich was anderes machen kann, werde ich das gerne vertiefen. Nachdem ich nun bei vier Musicals als Übersetzer gearbeitet habe, hatte ich jetzt bei dem fünften Anlauf mit dem Shakespeare-Musical wesentlich mehr Freiheit. Und wenn das dann dazu führt, dass das der entscheidende Schritt wäre, mein eigenes Musical zu machen und den Stoff dazu selber zu erfinden, wäre das natürlich sehr erfreulich.

dpa, Braunschweiger Zeitung, 10. April 2003

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