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2001

Autogramm und Foto fürs Fan-Album: Michaela Oschatz (l.) aus Reudnitz war hin und weg von Rock-Poet Heinz Rudolf Kunze (r.). (Foto: André Kempner)

Kunze und Leipzig – Treue bis in die Bandscheiben

Poetischer Musiker las und schrieb hunderte Autogramme

Halt heißt sein aktuelles Album. Halt machte er am Sonnabend auch in Leipzig: der Musiker und Poet Heinz Rudolf Kunze. Nachdem er bei den Academixern aus seinem sechsten Lyrikband Klärwerk gelesen hatte, erwarteten ihn die Fans zur Autogrammstunde in den Hauptbahnhof-Promenaden. Kunze schrieb und plauderte über eine Stunde lang.

Ein Song auf seiner neuesten Scheibe stellt von Anfang an klar: Sie müssen mich nicht mögen. Und doch, sie empfangen ihn herzlich. Mehrere hundert Fans jubeln und klatschen Beifall, als Heinz Rudolf Kunze auf Einladung des Saturn-Marktes an einem großen Schreibtisch inmitten der Promenaden Platz nimmt. Für die Geschwister Christine, Katharina und Michaela Oschatz ist Kunze seit langem die Nummer eins. "Seine Texte haben einfach Sinn und machen nachdenklich", meint das Trio aus Reudnitz unisono. Schon zweieinhalb Stunden im Voraus haben sie sich unter die Wartenden gemischt, gegen 17 Uhr gibt es dann die heiß ersehnten Autogramme. Michaela nutzt die Chance, ihren Star abzulichten. Und ihm eine dringende Frage zu stellen: "Wie lange machen Sie noch Musik?" Kunze antwortet augenzwinkernd: "Solange meine Bandscheiben die schwere E-Gitarre aushalten."

Der 44-Jährige ist gesprächig an diesem Nachmittag. Geboren bei Cottbus, aufgewachsen in den alten Bundesländern, habe er doch gerade im Osten Deutschlands eine treue Hörerschaft, erzählt Kunze. "Deutschsprachige Musik hat in dieser Region eine besondere Tradition. Darum denke ich, man versteht mich hier." Vor allem Leipzig habe es ihm angetan. Die Stadt steht auch im Terminkalender der aktuellen Tournee. "Hier habe ich im August 1989 vor 60 000 Leuten mein bis heute schönstes Konzert gegeben." Olaf Marschal aus Mutzschen stand damals auf der Festwiese im Publikum. Sein Kunze-Fieber hat sich längst auf Frau und Tochter übertragen. Stolz präsentiert die 11-jährige Julia das neueste Album, während Gattin Heike im Gedichtband blättert.

Nach ein paar hundert Autogrammen zieht Heinz Rudolf Kunze schließlich weiter. Abschied muß man üben, tönt sein Song aus den Lautsprechern. Aber er kommt ja wieder. Am 9. Mai ins Haus Auensee.

Kay Würker, Leipziger Volkszeitung, 26. März 2001

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