Heinz Rudolf Kunze bei der Preisverleihung

2000

Wortgewandter Querdenker

Kunstpreis Osnabrücker Land für Heinz Rudolf Kunze

"Das ist für mich der weihevollste Moment in Osnabrück seit meinem Abitur am Graf-Stauffenberg-Gymnasium. "Mit diesen Worten reagierte Heinz Rudolf Kunze gestern Vormittag auf den Kunstpreis des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land, den ihm kurz zuvor Landrat Manfred Hugo in der Osnabrücker Getrudenkirche verliehen hatte. 25 Jahre sind vergangen, seit Kunze sein Abiturzeugnis entgegennahm – 25 Jahre, in denen er sich als Rocksänger und Autor in ganz Deutschland und darüberhinaus einen Namen gemacht hat. Für das in dieser Zeit entstandene "literarische und musikalische Gesamtwerk" zeichnete der Landschaftsverband Kunze aus. Daß dieser die Ehrung annahm, wertete Hugo "als Zeichen der Verbundenheit zu der Region Osnabrück", wo Kunze den Großteil seiner Kindheit und Jugend verbrachte.

Die Laudatio auf Kunze hielt sein Freund und Wegbegleiter aus frühen Tagen Mick Franke. Er erinnerte daran, daß Kunze Anfang der 80er Jahre eine "neue Qualität des singbaren Wortes" in Deutschland geschaffen habe und damit Vorreiter auch für andere deutsche Rocksänger wie etwa Herbert Grönemeyer war. Kunzes "literarische Kraft" habe sich gegen alle Zweifler durchgesetzt, die seine Texte als zu "kopflastig" empfanden.

Worte mit Widerhaken

Daß Kunze trotz der vielen Preise und Ehrungen, die er schon erhalten hat, ein unbequemer Querdenker geblieben ist, bewies er mit einer kurzen Lesung aktueller Texte. Die lüsterne Medienmeute, die über Renate Wallert herfällt, macht er zum Thema oder die Expo 2000: Den Deutschen Fremdenfeindlichkeit vorzuwerfen, hieße, ihnen viel zu viel Interesse an Ausländern vorzuwerfen – liest Kunze. Harte Worte, krasse Worte – unüblich für eine Feierstunde. Worte mit Widerhaken, die nicht einfach so vorbeiplätschern: Genau das ist Kunzes Qualität. Daß er damit dem ein oder anderen in der Feiergesellschaft sauer aufstößt, ist kein Versehen – sondern Absicht.

Die diesjährigen "Auszeichnungen" des Landschaftsverbandes überreichte Hugo im Anschluß an Kunzes Lesung Pater Dr. Werinhard Einhorn, dem Kunstbeauftragten des Bistums Osnabrück und ehemaligen Leiter der Ursulaschule, und Dr. Wolfgang Seegrün, dem ehemaligen Leiter des Diözesanarchivs. Beide wurden für ihr engagiertes wissenschaftliches und pädagogisches Wirken geehrt, mit dem sie die kirchen- und kunstgeschichtliche Erforschung des Bistums vorangetrieben haben. Der Aufbau des Diözesanarchivs zu seiner jetzigen Form etwa geht auf das Engagement Dr. Seegrüns zurück.

Im Anschluß an die Ehrungen hielt Gerd Steinwascher, Leiter des Staatsarchivs Osnabrück, den Festvortrag, in dem er auf die religiöse Toleranz im Hochstift Osnabrück während des 16. und 17. Jahrhunderts einging. Musikalisch umrahmt wurde der Vormittag von gregorianischen Gesängen des Domchors Osnabrück unter der Leitung von Johannes Rahe.

Klaus Grimberg, Neue Osnabrücker Zeitung, 29. September 2000

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